Seide verknüpfen wir bereits seit Jahrhunderten mit Reichtum. Das luxuriöse Material wurde vor 5000 Jahren das erste Mal in China hergestellt. Diese Herstellung war fortan ein Geheimnis, weshalb der Stoff in Europa als begehrt und kostbar galt. Auch heute ist Seide immer noch sehr beliebt. Vor allem aufgrund ihrer Eigenschaften: Sie glänzt, sie ist weich und pflegend zur Haut. Außerdem verkörpert sie Eleganz! Doch Seide besteht aus tierischen Fasern. Viele Modebegeisterte sehen sich daher nach veganen Alternativen um. Wir erzählen Dir in diesem Beitrag mehr zur Seidenherstellung und stellen Dir vegane Seide als Alternative vor. Sojaseide und Peace Silk sind innovative und nachhaltige Stoffe, die Dir einen eleganten Look verleihen ohne, dass Tiere oder die Umwelt dafür leiden mussten.
Wie wird Seide hergestellt?
Seide kommt vom Seidenspinner, auch Maulbeerspinner genannt. Dieser legt bis zu 800 Eier, aus denen Raupen schlüpfen. Die fressen ganz viel und verpuppen sich, um sich in ihrem Kokon zum Schmetterling weiterzuentwickeln. Mit kleinen Drüsen in seinem Mund produziert der Seidenspinner einen proteinreichen Faden mit Leim, aus dem er sein Kokon spinnt. Normalerweise schlüpft er dann nach 18 Tagen als Schmetterling. Allerdings greift an dieser Stelle der Mensch ein und unterbricht die natürliche Entwicklung des Seidenspinners.
Der Kokon wird nämlich bereits nach 10 Tagen in kochendes Wasser gelegt. Dadurch löst sich der Kleber und man kann den natürlichen Seidenfaden abwickeln. Doch durch das Abkochen stirbt auch die Raupe im Inneren des Kokons. Würde man warten, bis der Falter von selbst schlüpft, wäre der Kokon beschädigt. Dadurch hätte die Seide im Endprodukt dann nicht die beste Qualität, weshalb man sich für das Abkochen in der Seide Herstellung entschied. Nach der Abwicklung rollt man den Faden zu einem Garn auf und reinigt und färbt dieses anschließend. In der Mode- und Kosmetikindustrie weiter verarbeitet, landet die Seide dann in einem leichten Trägerkleid oder im Badezusatz.
Auch in der Züchtung sieht es nicht so rosig aus. Der Maulbeerspinner ernährt sich nämlich hauptsächlich von den Blättern des Maulbeerbaumes. Deshalb pflanzt man viele dieser Bäume an, wofür man sehr viel Wasser braucht. Außerdem werden Maulbeerbäume häufig mit Pestiziden behandelt, die nicht nur der Umwelt schaden, sondern auch dem Seidenspinner selbst. Bio Seide wird zwar ohne Pestizide hergestellt und ist damit umweltfreundlich, allerdings muss das Tier am Ende trotzdem sterben.
Seide besteht aus tierischen Proteinen, die man vom Kokon des Seidenspinners gewinnt. Für 1 Gramm Seide werden ca. 15 Tiere getötet. Da pro Jahr ca. 200.000 Tonnen Seide hergestellt werden, müssen dafür 2,8 Billionen Raupen sterben. Ist das für ein seidiges Gefühl auf der Haut wirklich notwendig?
Die natürliche Alternative: vegane Seide
Nein, ist es nicht. Denn es gibt nachhaltige Alternativen für Seide – auch ohne Tierleid. Die vegane Seide hat trotzdem die tollen Eigenschaften der tierischen Seide: Sie ist temperaturregulierend, nimmt Feuchtigkeit gut auf und hat einen geschmeidigen Touch. Ganz abgesehen vom eleganten Look natürlich. Im Gegensatz zur herkömmlichen Seide Herstellung müssen beispielsweise bei der Sojaseide auch keine Tiere sterben.
Sojaseide
Bei der Produktion von Sojaprodukten, wie zum Beispiel Tofu, fällt das Nebenprodukt Sojaprotein an. Das sind die Proteine der Sojabohne, die man zunächst herausfiltert und dann zu einer Faser spinnt. Das ist dann eine rein pflanzliche Faser, die der Seidenfaser sehr ähnelt: Sie ist glatt und glänzt leicht.
Außerdem lässt sie sich leichter einfärben, da sie eine Naturfaser ist. Das ist nicht nur günstiger, sondern auch umweltfreundlicher in der Herstellung. Zudem ist Sojaseide biologisch abbaubar und knittert kaum. Du kannst sie sogar in der Waschmaschine waschen, ohne, dass sie an Form oder Qualität verliert. Ein weiterer Vorteil: Auch für Allergiker und Menschen mit Neurodermitis ist vegane Seide eine super Alternative! Die Aminosäuren in dem Protein spenden nämlich über die Kleidung Feuchtigkeit, was sehr angenehm auf der Haut ist. Außerdem hat Sojaseide eine antibakterielle Wirkung, was Bakterien erschwert, sich anzusiedeln.
Gut zu wissen: Schon in den 1940er Jahren haben Textildesigner und Bekleidungstechniker mit Sojaproteinen in den USA experimentiert. Henry Ford trug sogar einen Anzug, der aus Sojaseide gemacht war. Die natürliche Faser wurde zwar damals schon erfolgreich gewonnen und weiterverarbeitet, allerdings hat man sie nicht kommerziell hergestellt.
Peace Silk – gewaltfreie Seide
Eine weitere umweltfreundliche Alternative ist Peace Silk. Diese Art von Seide wird auch Ahimsa Seide oder gewaltfreie Seide genannt. Sie ist zwar nicht vegan, hat aber einen tierfreundlichen Ansatz, im Gegensatz zur herkömmlichen Seide Herstellung. Der Entwicklungsprozess der Raupe in ihrem Kokon wird nämlich nicht unterbrochen. Stattdessen pflückt man die Kokons vom Baum und bringt sie an einen sicheren Ort. Dort können die Schmetterlinge innerhalb von 2 bis 4 Wochen schlüpfen und weiterleben. Die Kokons werden dann auf schonende Weise weiterverarbeitet. Dadurch, dass die Kokons durch das Schlüpfen beschädigt wurden, ist die Seide in ihrer Struktur etwas gröber und unregelmäßiger als die herkömmliche Seide.
Peace Silk wird in Indien hergestellt. In den Produktionsbetrieben sind hohe soziale und ökologische Standards gegeben. Die Raupen wachsen in Bäumen heran und spinnen auch dort ihre Kokons. In der Peace Silk Produktion achtet man besonders darauf, die Bäume nicht mit Pestiziden oder anderen Chemikalien zu behandeln. In der gewöhnlichen Seide Herstellung ist eher das Gegenteil gegeben.
Einige der Peace Silk Arten sind mit dem GOTS Siegel zertifiziert. Das bedeutet, dass vor allem eine umweltfreundliche Produktion garantiert wird. Im Beitrag „Tierschutzorganisationen & Siegel der Modewelt“ kannst Du noch mehr über Zertifizierungen nachlesen, die sich auf den Schutz von Tier und Umwelt fokussieren.
Zum Schutz der Umwelt
Auch das deutsche Modeunternehmen Seidensticker versichert eine nachhaltige Produktion. Mit ihrer neuen Marke „Studio Seidensticker“ bietet das Mode Label neue Kollektionen, die umweltfreundlich hergestellt wurden und damit die Ressourcen der Erde schützen. Außerdem arbeitet man in den Produktionsbetrieben nach hohen ökologischen und sozialen Standards, die regelmäßig geprüft werden. Auch hier spielen faire Mode Siegel eine Rolle, denn die verschiedenen Produktionsebenen sind dafür zertifiziert, dass sie die Umwelt schützen.
Ob durch nachhaltige Produktion oder Herstellung ohne Tierleid – die Umwelt und seine Tiere zu schützen ist immer eine gute Entscheidung. Und es ist doch gut zu wissen, dass man mit veganen Alternativen genauso schön aussieht. Also ja, Seide kann vegan sein! Und sie hat dann sogar dieselben Eigenschaften wie herkömmliche Seide. In einigen Bereichen überholt sie die tierische Faser sogar! Wer hätte gedacht, dass Du Dein veganes Seiden Camisole in die Waschmaschine stecken und sogar auf dem Kompost entsorgen kannst?
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