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Sind vegane Materialien eigentlich umweltfreundlich?

von | Jul 29, 2022 | Allgemein | 2 Kommentare

Piñatex, Appleskin und recycelte Plastikflaschen  – vegane Materialien sind innovativ und tierleidfrei. Aber sind sie auch umweltfreundlich? Das Wort „vegan“ geht für viele mit Nachhaltigkeit einher, weshalb die Umweltfreundlichkeit der tierleidfreien Stoffe gar nicht hinterfragt wird. Doch denkt man mal darüber nach, dass Baumwolle und Co. ja auch gewonnen werden müssen, kommen erste Zweifel auf. Um diese aus dem Weg zu schaffen, erklären wir Dir hier, ob und welche veganen Materialien umweltschonend hergestellt werden.

Vegane Materialien aus natürlichen Rohstoffen

Wir kennen sie alle: Bio Baumwolle. Nach ökologischen und sozialen Standards angebaut, schont sie die Umwelt enorm. Denn während der Herstellung wird nur wenig Wasser und Energie verbraucht und der Einsatz von Pestiziden ist streng verboten. Leinen, Hanf und Lyocell und Tencel verhalten sich ganz ähnlich. Der einzige Unterschied ist, dass man eine kleine Menge an Dünger verwendet. Was alle Materialien jedoch gemeinsam haben: sie entstehen aus natürlichen Rohstoffen, die nachwachsen. Ob Baumwoll-, Flachs- oder Hanfpflanze oder Eukalyptus. Die Natur schenkt uns Rohstoffe, aus denen weiche und atmungsaktive Kleider gemacht werden. Und das Beste daran: sie sind biologisch abbaubar. Das heißt, dass sich Dein Kleid, das aus 100% veganem, pflanzlichen Material besteht, nach einem gewissen Zeitraum durch natürliche Prozesse in CO2, Wasser und Biomasse verwandelt.

Ist veganes Leder umweltfreundlich?

Gewebe aus Apfel, Kaktus und Ananas – was auf den ersten Blick wie ein leckerer Obstsalat klingt, ist veganes Leder, das auf pflanzlichen Rohstoffen basiert. Auch bekannt als Appleskin, Desserto und Piñatex sind die Kunstlederimitate allein deswegen umweltfreundlich, weil sie nicht aus Tierhäuten bestehen. Aber auch in ihrer Herstellung und Produktion punkten die innovativen Materialien.

Piñatex, Appelskin & Co.

Kakteen zum Beispiel wachsen in einer Vielzahl in Mexiko. Man kann sie dort überall anbauen. In der Herstellung von Kaktusleder (Desserto) werden zudem nur wenig Wasser und keinerlei Chemikalien benötigt. Das ist pure Umweltschonung! Ähnliches gilt für Ananas- und Apfelleder, denn die sind aus Abfallprodukten gemacht. Für die Herstellung von Ananasleder (Piñatex) verwendet man nämlich die Blätter der Ananasfrucht. Die fallen bei der Ernte als Abfall an und werden normalerweise verbrannt, nun aber aktiv für die Lederproduktion genutzt. Und davon hat jeder etwas: Die Bauern profitieren von zusätzlichen Einnahmen und die Erde bedankt sich für natürlichen Dünger. Dieser entsteht nämlich als Biomasse während man die Fasern der Ananasblätter noch auf dem Feld herauslöst. Eine Win-win-Situation also!

Auch bei dem veganen Material Appleskin ist es ähnlich. Für die Apfelleder Herstellung nutzt man die Reste der Apfelsaft Produktion. Ein großer Vorteil von Abfallprodukten ist, dass keine neuen Felder gerodet werden müssen und damit die Umwelt geschont wird. Zudem benötigt man für die Produktion nur eine geringe Menge an Wasser und Energie und keine Pestizide. Oft verwendet man auch natürliche Pigmente zum Färben. Die einzigen Nachteile: In Europa wachsen leider keine Ananaspflanzen, weil es zu kalt ist. Daher transportiert man sie von den Philippinen hier her, was natürlich mit CO2 Emissionen verbunden ist. Des Weiteren brauchen Apfel- und Ananasleder momentan noch einen kleinen Teil an Polyurethan. Das ist ein Kunststoff, der beigemischt wird, um das Leder am Ende stabil und reißfest zu machen. Viele Hersteller stützen sich aber hier schon auf recyceltes Material. Am Ende hat es glücklicherweise keinen großen Einfluss auf den Abbauprozess des pflanzlichen Leders.

Kunstleder aus PU und PVC

Die Produktion von Kunstleder ist zwar vegan, da keine Tierhaut verwendet wird. Aber umweltfreundlich ist sie dadurch noch lange nicht. Um Kunstleder herzustellen, wird nämlich ein textiles Gewebe, wie zum Beispiel Baumwolle, mit Schichten von Polyurethan (PU) oder Polyvinylchlorid (PVC) kombiniert. Diese Kunststoffe werden aus Erdöl gewonnen, was eine Menge an CO2 freisetzt. Zudem werden in der Produktion von PVC Leder viel Energie und gesundheitsschädigende Chemikalien eingesetzt. Weichmacher sind hier zum Beispiel ein großes Thema. PU, im Gegensatz dazu, gehört zu den ungiftigen Kunststoffen und ist daher eine schonende Alternative. Die Herstellung von PU Leder im Vergleich zu herkömmlichen Lederproduktion ist deutlich umweltfreundlicher. Während der Produktion entsteht nämlich nur die Hälfte an CO2 Emissionen und auch der Wasserverbrauch und der Einsatz von Chemikalien ist deutlich geringer. Trotzdem ist Polyurethan immer noch ein Kunststoff und damit nicht ideal, wenn wir von Nachhaltigkeit sprechen. Deshalb versuchen viele Hersteller, auf recyceltes Plastik umzusteigen.

Recyceltes Plastik – umweltschonend oder nicht?

Um aus recyceltem Plastik Kleidung zu machen, muss man den Plastikmüll erstmal verarbeiten: Er wird zuerst gereinigt und zerkleinert, dann geschmolzen und letztlich zu neuen Fasern versponnen. Dafür verwendet man entweder Reste aus der industriellen Produktion oder bereits genutztes Plastik. Das sind zum Beispiel Verpackungen oder Plastikflaschen, die im Gelben Sack landen. So kann man dann Plastik genauso zu einem Garn weiterverarbeiten wie Baumwolle. Aus PET Flaschen entstehen so beispielsweise Kunststofffasern, die für das Füllmaterial in Deiner Daunenjacke verwendet werden. Dabei besteht 1 Kilogramm Garn aus 8 recycelten Plastikflaschen. Das verringert die Umweltverschmutzung enorm!

Dadurch, dass man hier alten Kunststoff verwendet, spart man Rohöl, Energie und CO2. Das bräuchte man nämlich, um neues Plastik herzustellen. Für das Recycling von Polyester wird zwar auch Chemie, Energie und CO2 benötigt, aber das ist lange nicht so viel wie bei der neuen Herstellung des Kunststoffs. Und die Eigenschaften bleiben sogar die gleichen! Recyceltes Polyester hat also einen deutlich geringeren ökologischen Fußabdruck als konventionelles. Nach der gemeinnützigen Gesellschaft Textil Exchange reduziert jedes Kilo recyceltes Polyester die CO2-Emissionen um 70%.

Ist recycelte Baumwolle wirklich nachhaltig?

Die Herstellung von herkömmlicher Baumwolle ist sehr ressourcenintensiv. Daher sind sowohl Bio als auch recycelte Baumwolle schonender für unsere Umwelt. Das Material wiederzuverwenden ist extrem nachhaltig, denn die Fasern müssen nicht erst angebaut, verarbeitet und transportiert werden. Dabei spart das Recycling große Mengen an Wasser, Pestiziden und Emissionen. Jedoch benötigt man viel Energie, denn die Stoffe werden erst nach Farben und Mischungen sortiert und dann zerkleinert. Danach werden die Fasern neu versponnen, meist mit einem kleinen Anteil an neuen Baumwollfasern, da die alten Fasern zu kurz sind und nicht zusammenhalten. Die Eigenschaften der Baumwolle sind aber auch nach dem Recycling dieselben! Dass die Wiederverwertung viel umweltschonender ist, als die Neuproduktion, gilt übrigens für die meisten Materialien. Ob recyceltes Nylon, Leinen oder Viskose.

Sogar Autoreifen kann man wiederverwerten! Normalerweise landen sie auf riesigen Mülldeponien oder werden verbrannt. Dadurch gelangen Giftstoffe in unsere Atmosphäre, die weder Mensch noch Natur guttun. Die vegane Schuhmarke Nae aus Portugal hatte eine bessere Idee: Das Label verwendet alte Autoreifen für ihre Schuhsohlen! Dadurch bekommt Dein Schuh nicht nur einen coolen Look, er sorgt auch noch für sicheren Halt. Und Du hast die Umwelt geschont, indem Du Dich für vegane Materialien entschieden hast. Das ist auch dem Team von you | conscious wichtig! Schau doch mal in dessen Blogbeitrag vorbei und erfahre dort noch mehr über die Nachhaltigkeit von veganem Material.

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2 Kommentare

  1. NIk

    Vielen Dank für den super Artikel! Es ist einfach toll, dass es immer mehr alternativen zu tierischen Produkten und dem damit verbunden Tierleid gibt.

    Antworten
    • Hannah Beckmann

      aber gern! Vielen Dank für Deinen Kommentar – das sehen wir ganz genauso 🙂

      Antworten

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